Das Jahr 2022 war aus wirtschaftlicher Sicht eine enorme Herausforderung. Vor dem Hintergrund der schwierigen Rahmenbedingungen konnte Private Equity in Europa durchaus im guten Sinne überraschen: Die Branche bot dem wirtschaftlichen Gegenwind erfolgreich die Stirn und lieferte sowohl im Hinblick auf die Anzahl der Abschlüsse als auch das Transaktionsvolumen ein gutes Jahr ab. Die Ortac AG wirft einen Blick auf die positiven Erfahrungen aus den zurückliegenden zwölf Monaten.
Ortac AG: Private-Equity-Branche erwies sich 2022 als resilient
Das Jahr 2022 wird durch einen markanten Kurswechsel in der Geldpolitik in Erinnerung bleiben, bei dem die meisten Zentralbanken weltweit mit Zinserhöhungen auf die hohe Inflation reagierten. Europa sah insgesamt vier Anhebungen des Zinssatzes durch die Europäische Zentralbank (EZB), was den Leitzins von 0 auf 2,5 Prozent in die Höhe trieb. In ihrem «Annual European PE Breakdown 2022» gehen die Privatmarktanalysten von PitchBook unter anderem der Frage auf den Grund, wie die europäische Private-Equity-Branche mit diesen Zinserhöhungen umging. Dabei zeigte sich ein durchaus überraschendes Bild: Trotz eines zunehmend unwirtlichen makroökonomischen Umfeldes blieb das Private-Equity-Geschäft 2022 in Europa robust – ein Zeichen dafür, dass die Branche von der Volatilität des öffentlichen Marktes bislang verschont geblieben ist.
Im Hinblick auf zwei der wichtigsten Kennzahlen konnte sich die PE-Branche gegenüber dem Vorjahr sogar steigern. So kletterte die Anzahl der Abschlüsse 2022 auf geschätzt 8.004 Transaktionen – ein Anstieg von 13,1 Prozent gegenüber den 7.076 Deals aus dem Jahr 2021. Auch das Transaktionsvolumen legte im Jahresvergleich leicht zu: Der geschätzte Transaktionswert von 737,8 Milliarden Euro für 2022 bedeutet einen Anstieg von 1,4 Prozent gegenüber dem Gesamtvolumen von 727,6 Milliarden Euro aus dem Jahr 2021.
Nach Einschätzung der PitchBook-Analysten sind diese Steigerungen umso beeindruckender, als 2021 der Höhepunkt eines 12-jährigen Bullenmarktes war, der von einem tiefen Zinsniveau, niedriger Inflation, hohen Bewertungen und einer wahren Flut von IPOs gekennzeichnet war. Aus Sicht der Ortac AG belegen die Erfahrungen aus 2022 damit erneut die Resilienz der Private-Equity-Branche.
Kleinere Transaktionsgrössen wurden durch zahlreichere Deals ausgeglichen
Der europäische Private-Equity-Markt war 2022 von kleineren, aber dafür zahlreicheren Abschlüssen geprägt. Tatsächlich erreichte die Anzahl der Mega-Deals den niedrigsten Wert seit neun Jahren: Über das gesamte Jahr 2022 wurden lediglich 36 Transaktionen mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Euro abgeschlossen – das entspricht etwa der Hälfte der Zahlen aus dem Vorjahr. Dieses Phänomen dürfte neben der im Rahmen der restriktiveren Geldpolitik steigenden Finanzierungskosten vor allem auch auf die gestiegene Vorsicht der Investoren zurückzuführen sein, die ihr Kapital in einem Jahr voller wirtschaftlicher und politischer Unsicherheit zurückhaltender eingesetzt haben. Im Zuge dessen sank die durchschnittliche Transaktionsgrösse leicht von 217,5 im Jahr 2021 auf 213,3 Millionen Euro für 2022.
Europäische Private Equity-Branche verzeichnet Rekord-AUM
Wie die Ortac AG hervorhebt, zeigt der «Annual European PE Breakdown 2022» darüber hinaus auf, wie attraktiv Private Equity weiterhin für Investoren ist. Denn die Anlageklasse erfreut sich in Europa steigender Beliebtheit: Dank signifikanter Kapitalzuflüsse konnte die Branche einen Anstieg des verwalteten Vermögens von 861,8 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 873,9 Milliarden Euro zum Jahresende 2022 verzeichnen – ein neuer Rekordwert.