Das Gesundheitswesen ist vor allem aufgrund seines innovativen Charakters und seiner defensiven Qualitäten eine der Kernbranchen für Private-Equity-Investitionen. Erst vor wenigen Monaten hat die Ortac AG in einem Beitrag ausführlich dargelegt, was den Gesundheitssektor zu einem so attraktiven Anlageziel für PE-Investoren macht. Dabei ist langjährigen Erfahrungen zufolge eine Sparte der Gesundheitsbranche besonders gefragt: Gesundheitsdienstleistungen. Etwa 10 Prozent aller Private-Equity-Transaktionen entfallen jedes Jahr auf diesen Bereich.
Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wächst
Investitionen in Gesundheitsdienstleister, die medizinische Behandlungen in Krankenhäusern, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Heimen anbieten, zählen zu den wichtigsten Private-Equity-Strategien überhaupt. Dem jüngsten PitchBook-Branchenbericht «2023 Healthcare Services Overview» zufolge machte dieser Bereich des Gesundheitssektors in den letzten fünf Jahren in den USA im Schnitt 11,1 Prozent der Abschlüsse in der PE-Branche aus. Aus Sicht der PitchBook-Analysten wird das Anlagesegment vor allem aus einem Grund auf absehbare Zeit weiter Investoren anziehen: Die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen wächst nicht nur aufgrund der Alterung der Bevölkerung, sondern auch infolge der zunehmenden Verlagerung der medizinischen Versorgung vom Krankenhaus in den ambulanten und häuslichen Bereich. Zahlen des Centers for Medicare & Medicaid Services zufolge dürften daher die Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen in den USA von 3,0 Billionen US-Dollar im Jahr 2021 auf über 5 Billionen US-Dollar im Jahr 2031 ansteigen.
Umgesetzt werden Private-Equity-Investitionen im Bereich der Gesundheitsdienstleistungen vorzugsweise in einer bestimmten Art und Weise: in Form von Roll-ups. In den USA ist dies in der Regel mit einer besonderen Organisationsstruktur, einer sogenannten Management Services Organisation (MSO) oder einer Physician Practice Management Company (PPM) verbunden. Während es diese in dieser Form in Deutschland nicht gibt, handelt es sich bei Roll-ups um eine weit verbreitete Private-Equity-Strategie. Die Ortac AG erläutert ihre Funktionsweise.
Was ist ein Roll-up?
Ein Roll-up ist ein Prozess, bei dem mehrere kleine, in derselben Branche tätige Unternehmen erworben und in einer Muttergesellschaft zusammengefasst werden. Ziel dieser Akquisitionsstrategie ist es, Reichweite und Umfang des Plattformunternehmens durch die Fusion mit den zugekauften Unternehmen schneller als auf organischem Wege möglich zu vergrössern und so die Einnahmen zu steigern.
Was sind die Vorteile einer Roll-up-Strategie?
Vor allem Synergieeffekte sind es, die Roll-up-Strategien für Investoren so lohnend machen. So ergeben sich aus der Zusammenlegung mehrerer Unternehmen zum Beispiel Ertragssynergien: Das Mutterunternehmen erreicht mehr Kunden und kann somit mehr Umsatz generieren, durch den grösseren Marktanteil steigt zudem gegebenenfalls die Markenbekanntheit. Auch kann durch den Aufkauf von konkurrierenden Unternehmen der Wettbewerb für das Plattformunternehmen verringert werden.
Auch Kostensynergien sind den Erfahrungen der Ortac AG zufolge ein zentraler Pluspunkt bei Roll-ups. Kostensynergien ermöglichen es dem Unternehmen, seine Betriebskosten zu senken und so die Profitabilität zu steigern. Eine mögliche Kostensynergie ergibt sich, wenn sich in den verschiedenen Unternehmen bestimmte Personalfunktionen überschneiden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn jedes Unternehmen über eine eigene Buchhaltungsabteilung verfügt, und die Aufgabe der Buchführung unter dem Dach des Plattformunternehmens zentralisiert wird. In diesem Fall werden die Abteilungen in den zugekauften Unternehmen überflüssig und die Kosten für diese eingespart. Dasselbe gilt für Produktionsanlagen, die nach der Fusion nicht mehr benötigt werden. Auch hier führt die Schliessung doppelt vorhandener Einrichtungen zur Senkung der Betriebskosten und zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit für das Gesamtunternehmen.