Sport ist heutzutage längst nicht mehr nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern ein Riesengeschäft. Vor allem die grossen Sportligen machen mit der Begeisterung ihrer Fans und den damit verbundenen Einkünften viel Geld. Während hierzulande der Fussball der unangefochtene Publikumsliebling ist, stehen in den Vereinigten Staaten mit Baseball, Basketball, American Football und in etwas kleinerem Masse Eishockey gleich mehrere Profisportarten in der Gunst der Fans ganz oben. Dass derart umsatzstarke Branchen auch Investoren anziehen, liegt in der Natur der Sache, weshalb sich auch immer wieder externe Geldgeber für den Profisport interessieren. Über das starke Engagement von Private Equity-Investoren im europäischen Fussball hat die Ortac AG ja bereits im vergangenen Jahr berichtet: Mehr als ein Drittel der Vereine in den fünf grossen Fussballligen Europas werden durch Private Equity, Venture Capital oder andere Formen von Privatkapital unterstützt.
Doch nicht alle Sportligen erlauben derartige Finanzierungsmodelle. Eine Profiliga, die sich bislang standhaft gegen die Beteiligung von Finanzinvestoren an ihren Mitgliedervereinen gesperrt hat, ist die US-amerikanische National Football League (NFL). Doch dieser Widerstand bröckelt.
Investitionen von Private-Equity-Firmen in den meisten amerikanischen Sportligen längst an der Tagesordnung
Der amerikanische Profisport ist seit Jahren ein beliebtes Investitionsziel für private Geldgeber. Die Baseballliga MLB war der Vorreiter für diesen Trend, als sie 2019 ihre Eigentumsregeln änderte und damit als erste grosse US-Sportliga Private-Equity-Investoren den Erwerb passiver Minderheitsbeteiligungen an ihren Teams ermöglichte. Dieser Initialzündung folgten bald auch die anderen grossen Player des amerikanischen Profisports, die National Basketball Association (NBA), die National Hockey League (NHL) und Major League Soccer (MLS). Dem «Private Equity Sports Investment Dashboard» von PitchBook zufolge haben 63 grosse nordamerikanische Sportteams im Gesamtwert von 147,6 Milliarden US-Dollar in der MLB, NBA, MLS und NHL in der einen oder anderen Form eine Verbindung zu Private Equity. Dies betrifft beispielsweise 20 der insgesamt 30 NBA-Teams, die mit schätzungsweise 74,2 Milliarden US-Dollar bewertet werden.
Wie die Ortac AG hervorhebt, ist die NFL die letzte grosse Profisportliga in den Vereinigten Staaten, die keine privaten Kapitalbeteiligungen an ihren Mannschaften zulässt. Damit waren die 32 Teams der mit durchschnittlichen Einnahmen von 581 Millionen Dollar pro Mannschaft (2022) profitabelsten Liga der Gruppe für Finanzinvestoren lange Zeit tabu.
Gesinnungswandel bei der NFL
Doch seit dem vergangenen Jahr prüft ein spezieller Ausschuss von NFL-Besitzern mögliche Änderungen an den Ligaregeln, um auch Private-Equity-Investoren den Zugang zur Profiliga im American Football zu gewähren. Dieser Wandel kommt vor dem Hintergrund der enorm gestiegenen Bewertungen für die NFL-Teams, so wurden beispielsweise die Washington Commanders im vergangenen Jahr für 6,05 Milliarden US-Dollar verkauft – der höchste Preis, der je für einen amerikanischen Sportfranchise gezahlt wurde.
Die eigentlich bei der Frühjahrstagung der Liga erwartete Abstimmung der NFL-Besitzer über die Änderung der Eigentumsregeln wurde vertagt, nunmehr wird mit einer Entscheidung am Ende des Jahres gerechnet.