Auch die Vermögensverwalter der Wohlhabenden zeigen sich von den aktuellen Unwägbarkeiten an den Finanzmärkten keineswegs unbeeindruckt. Angesichts der derzeitigen Fülle von Unsicherheitsfaktoren haben die Verwalter privater Grossvermögen eine Neuausrichtung ihrer strategischen Vermögensallokation ins Auge gefasst – und das in einem seit langer Zeit nicht erlebten Ausmass. So lautet die Kernerkenntnis einer aktuellen UBS-Erhebung. Deren wichtigste Ergebnisse insbesondere im Hinblick auf alternative Anlagen wie Private Equity möchte die Ortac AG in dieser Woche vorstellen.
Weltpolitik löst Besorgnis aus
Für ihren «Global Family Office Report 2023» hat die Schweizer Grossbank UBS weltweit 230 Family Offices zu ihren Anlageplänen befragt. Das durchschnittliche Nettovermögen der teilnehmenden Familien lag bei 2,2 Milliarden US-Dollar, während deren Family Offices im Schnitt 0,9 Milliarden Dollar verwalteten. Das Ergebnis der Umfrage: Vor dem Hintergrund anhaltender makroökonomischer Unsicherheit und ungewisser Wachstumsaussichten in Verbindung mit dem zunehmenden internationalen Konfliktpotenzial zeigt man sich auch in diesen elitären Anlegerkreisen besorgt und sieht Handlungsbedarf. Die grössten Bedenken haben die Family Offices im Hinblick auf die weltweite politische Situation – diese hat in diesem Jahr die Inflation als Hauptsorge abgelöst. Im vergangenen Jahr wurde die hohe Teuerung noch als der wichtigste Grund zur Beunruhigung angesehen, nunmehr rangiert diese aber nach der Geopolitik und der Rezession an dritter Stelle.
Die grössten Sorgen um die Weltpolitik machen sich übrigens die Schweizer – hier betrachten 49 Prozent der Befragten die derzeitigen politischen Gegebenheiten als besorgniserregend, gegenüber 35 Prozent im weltweiten Teilnehmerpool.
Die Rückkehr der Anleihen – und die Privatmärkte bleiben im Fokus
Aus diesem Sorgenszenario ziehen die Vermögensverwalter entsprechende Konsequenzen, die sich in erster Linie in einer deutlichen Umorientierung bei der Asset-Allokation niederschlagen. Die grösste Umschichtung betrifft dabei die Investition in festverzinsliche Wertpapiere: Nach mehreren Jahren vergleichsweise bescheidener Allokationen in Anleihen wollen nun 38 Prozent der Befragten ihre Bestände in den nächsten fünf Jahren aufstocken.
Wie die Ortac AG hervorhebt, konnte der Strategiewechsel bei den Family Offices jedoch einem langjährigen Trend keinen Abbruch tun: dem starken Engagement in alternative Anlagen. Wie bereits in den Jahren zuvor binden die Vermögensverwalter bevorzugt Privatmarktanlagen in ihre Asset-Allokation ein und nutzen Anlageklassen wie Private Equity zur Diversifizierung ihrer Portfolios.
Umschichtung von Direktinvestitionen in Fonds
Eine Änderung, die sich bei den Anlagevorlieben der Family Offices zeigt, betrifft die Verteilung auf die unterschiedlichen alternativen Assetklassen. So haben die Verwalter privater Grossvermögen vor, ihre Privatmarktallokationen stärker zu diversifizieren, indem sie ihre Private-Equity-Direktinvestitionen herunterfahren, während sie ihre Beteiligungen an PE-Fonds, Private Debt und Infrastruktur erhöhen. Konkret belaufen sich die für 2023 geplanten PE-Direktinvestitionen auf sechs Prozent. Der deutliche Rückgang gegenüber dem Wert von 13 Prozent aus dem Jahr 2021 sollte nach Einschätzung der Ortac AG jedoch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass 41 Prozent der Befragten planen, ihre Allokationen innerhalb von fünf Jahren wieder zu erhöhen. Darüber hinaus wird der Rückgang bei den Direktinvestitionen teilweise durch einen Anstieg der Allokationen in Private-Equity-Fonds ausgeglichen, denn diese sind zwischen 2021 und 2023 von 8 auf 10 Prozent gestiegen.